Die 10 Schritte nach Apleger: Ein Leitfaden für die kraniosakrale Osteopathie
Die 10 Schritte nach John Apleger bieten einen systematischen Ansatz zur Diagnose und Behandlung von Dysfunktionen im kraniosakralen System. Sie sind darauf ausgerichtet, die Selbstheilungskräfte des Körpers zu aktivieren und eine optimale Funktionalität von Gewebe, Flüssigkeiten und Strukturen zu fördern.
1. Herstellung eines therapeutischen Kontakts
Ziel: Aufbau einer vertrauensvollen Verbindung zwischen Therapeut und Patient.
Beschreibung: Der Therapeut nimmt durch sanftes Auflegen der Hände Kontakt mit dem Gewebe und dem kraniosakralen System auf. Dabei steht die Wahrnehmung von Gewebespannungen und die Regulation des vegetativen Nervensystems im Vordergrund.
2. Wahrnehmung des kraniosakralen Rhythmus (PRM)
Ziel: Evaluierung des primären respiratorischen Mechanismus (PRM) und Identifikation von Dysfunktionen.
Beschreibung: Der Therapeut fühlt mit seinen Händen die subtilen rhythmischen Bewegungen der cerebrospinalen Flüssigkeit (Liquor), die sich im Schädel, entlang der Wirbelsäule und im Kreuzbein zeigen.
3. Ganzkörperbewertung
Ziel: Lokalisierung von Spannungsmustern und Dysfunktionen im gesamten Körper.
Beschreibung: Durch eine ganzheitliche Palpation des faszialen Systems erkennt der Therapeut Bewegungseinschränkungen und energetische Blockaden.
4. Induktion eines Stillpoints (Ruhepunkt)
Ziel: Temporäre Unterbrechung des kraniosakralen Rhythmus zur Aktivierung der Selbstheilung.
Beschreibung: Der Therapeut nutzt spezielle Techniken, um einen "Ruhepunkt" im PRM herbeizuführen. Dieser Zustand fördert die Regeneration und das Lösen tiefer Spannungsmuster.
5. Lösung von Spannungen im Sakralbereich
Ziel: Wiederherstellung der Beweglichkeit und Balance des Kreuzbeins (Sakrum).
Beschreibung: Das Sakrum, als integraler Teil des kraniosakralen Systems, wird durch sanfte Mobilisationstechniken von mechanischen Spannungen und Einschränkungen befreit.
6. Korrektur der duralen Membranspannung
Ziel: Optimierung der Flexibilität und Funktion der duralen Membranen (z.B. Hirnhäute).
Beschreibung: Spannungen in den duralen Strukturen, die das zentrale Nervensystem umhüllen, werden durch subtile Palpation gelöst. Dies unterstützt den ungehinderten Fluss des Liquors.
7. Schädelknochen-Mobilisation
Ziel: Wiederherstellung der Beweglichkeit der Schädelknochen und der harmonischen Funktion des kranialen Systems.
Beschreibung: Der Therapeut arbeitet gezielt an den suturalen Verbindungen der Schädelknochen, um Blockaden und asymmetrische Bewegungsmuster zu lösen.
8. Behandlung der Wirbelsäule
Ziel: Wiederherstellung der segmentalen Beweglichkeit und der faszialen Kontinuität entlang der Wirbelsäule.
Beschreibung: Durch sanfte Manipulationstechniken werden Dysfunktionen und Kompensationsmuster entlang des Rückgrats adressiert.
9. Viszerale Entspannung
Ziel: Förderung der Mobilität und Funktion der inneren Organe durch Lösen faszialer Fixierungen.
Beschreibung: Der Therapeut arbeitet an den Verbindungen der viszeralen Faszien, um Spannungen im Zusammenhang mit Organen und deren Aufhängungen zu beheben.
10. Integration und Abschluss
Ziel: Harmonische Integration der erreichten Veränderungen in das gesamte Körpersystem.
Beschreibung: Am Ende der Behandlung wird sichergestellt, dass die mobilisierten Strukturen in einem funktionellen Gleichgewicht stehen. Der Fokus liegt auf einer tiefgreifenden Entspannung und der Aktivierung der Selbstheilungskräfte.
Zusammenfassung
Der 10-Schritte-Prozess nach Apleger ist ein bewährtes Konzept, das sich durch einen systematischen und strukturierten Ansatz auszeichnet. Es ermöglicht dem Osteopathen, Dysfunktionen gezielt zu behandeln und die körpereigene Homöostase zu unterstützen. Diese Methodik betont die Bedeutung einer achtsamen und feinfühligen Arbeit mit den subtilen Bewegungen des Körpers, um langfristige Heilungsprozesse anzuregen.
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